Moto Guzzi PL 250

Faccetta Nera

Baujahr 1937

Im Jahre 1932 brachte Moto Guzzi erstmals ein kleineres Motorrad auf den Markt. Man hatte bis dahin nur 500 ccm Motoren gebaut. Es war die P 175. Als im Jahre 1934 die gesetzlichen Vorteile für die kleineren Motoren wegfielen entschloss man sich, den Hubraum auf 250 ccm zu erhöhen.

Eigentlich sollte das Modell PL 250 heißen. 1935, nach dem siegreichen Feldzug in Äthiopien, durch den die Sklaverei dort abgeschafft wurde, hat man wirtschaftliche Sanktionen gegen Italien verhängt. Die Regierung, die Bürger und die Wirtschaft bemühten sich in jeder Hinsicht um Patriotismus und so kam Ende 1936 die PL 250 auf den Markt. Da sie fast keine verchromten Teile besaß, Chrom war zu dieser Zeit sehr teuer, konnte der Preis niedrig gehalten werden. Sie kostete in bar 4550 Lire, konnte aber auch in folgenden Raten gekauft werden.

 

Anzahlung bei 12 monatiger Laufzeit 1300 Lire  monatliche Rate 285 Lire

                 bei 18 monatiger Laufzeit  1470 Lire  monatliche Rate 185 Lire

 

Die patriotische Begeisterung führte dazu, dass sie bald aufgrund ihrer schwarzen Farbe Faccetta Nera, schwarzes Gesichtchen, genannt wurde. Der Ausdruck stammt aus einem Lied von Carlo Buti.

Das sind die verschiedenen Varianten der P 250 Serie. Man beachte den Kaufpreis.

Laut dem Buch von Alessandro Pasi sind vom Modell PL 1474 Motorräder

von 1937 bis 1939 gebaut worden.

Davon sollen circa 600 Stück Faccetta Nera gewesen sein.

Für alle, die italienisch lesen können, hier ein Artikel aus der Motociclismo (italienische Motorradzeitschrift) vom 10. Juni 1937 in dem die PL 250 Faccetta Nera auf der Motorradmesse in Padua vorgestellt wird.

Und jetzt zu meiner PL 250 Faccetta Nera

Sie wurde am 15.10.1937 produziert und am 10.02.1938 nach Brescia verkauft.

Dann ist sie in Italien gefahren worden.

Um das Jahr 1950 wurde sie dann nach Griechenland verkauft. Das Motorrad wurde dort am 28.04.1951 auf Kreta von einem Popen zugelassen. Da war ich noch nicht geboren.

Dann verkaufte der Sohn des Besitzers, der inzwischen verstorben war, das Motorrad weiter. Dann kam es nach Deutschland, wo ich es am 13.09.2017 geschenkt bekam.

Nach 80 Jahren immer noch das erste Motorgehäuse.

So soll sie später mal aussehen

IST-Zustand

Viele Teile und viel Arbeit. Aber wenn sie fertig ist wird es sich gelohnt haben.

Die Lichtmaschine und die Zündung hat der Vorbesitzer schon überholen lassen. Danke.

Die Schwungscheibe ,muss ich leider abdrehen, da sie zu verchromen zu stark verrostet ist.

 

Da beim Überdrehen leider auch der Pfeil für die Zündeinstellung verloren geht lasse ich mir einen Stempel , im Originalzustand machen , um der Pfeil wieder herzustellen.

Wie man sieht ist der Stempel echt super geworden. Er ist vom Original nicht zu unterscheiden.

Eine absolute Rarität ist die Teileliste mit Preisen vom Dezember 1937.

Wird immer besser.

 

Zum Motor muss ich sagen, dass ich den nicht selbst zusammengebaut habe. Das hat ein Freund aus dem Falcone Club freundlicher Weise übernommen, der sich mit diesen Motoren bestens auskennt.

Es waren zwar zwei Motoren dabei, aber leider sind nicht alle Teile zu verwenden.

Bei Retro in Abbadia Lariana, auf dem Teilemarkt in Imola und bei der Firma Escher gab es die fehlenden Teile.

Die passende Hupe gab es auch auf dem Markt in Novegro.

Als ich das Motorrad bekam war die Grundplatte und der schöne Rückstrahler dabei. In Italien habe ich dann das dazu passende Rücklicht gefunden. Das Rücklicht war natürlich schwarz lackiert und der Ring verchromt. Das passte leider nicht zu einem Rückstrahler mit Messinggehäuse. Also habe ich das Teil auseinander gebaut. Der Körper wurde entlackt und vermessingt und der Ring vernickelt. Jetzt passt es zum Gesamtbild.

Wieder einmal hat das Metall Plast der Firma Diamant gute Dienste geleistet.

Die normalen Lenkkopflager wurden gegen Kegelrollenlager ausgetauscht.

Die neuen Ventilführungen werden hergestellt und eingepasst.

Am Motorgehäuse war die Nase für die Verstellung der Kupplung abgebrochen. Sie wurde wieder angeschweißt und bearbeitet.

Dann musste ein neuer Verstellnippel nach Muster gedreht werden.

Fertig.

 

Eine neue Ölpumpe hat der Motor auch bekommen.

Die Lager  sind im Motorgehäuse.

Neue Buchsen für die Kipphebel.

Jetzt sieht er schon wie ein richtiger Motor aus.

Eine sehr schöne schematische Zeichnung. Zeigt aber leider nicht den Motor der PL 250, wie oben angegeben, sondern den Motor der P 250/ P 175. Diese Information habe ich von einem Bekannten aus Italien erhalten.

Langsam wird´s.

Hier wurde der Motor für eine Probefahrt in ein anderes Fahrgestell eingebaut.  Das Ding geht richtig ab. 

Um einen ruhigen Lauf und wenig Verschleiß an den Lagern zu haben wurde die Schwungscheibe gewuchtet.

Es wurden auch ein paar neue Teile für die Ölpumpe angefertigt.

Der Vorwähler der Schaltung.

Bei dem Vorwähler fehlt leider diese Scheibe. Mittels einer CAD Zeichnung wird dieses Teil jetzt ausgelasert. Ich lasse direkt mehrere Teile machen. Man weiss ja nie.

Das sind die Einzelteile des Vorwählers.

Diese Teile des Vorwählers waren dabei.

Diese neuen Klinken konnte ich in Italien auftreiben.

Leider habe ich mich beim Kauf eines Schalthebels von der schematischen Zeichnung weiter oben dazu verführen lassen dieses Teil zu kaufen. Laut Aussage des Bekannten aus Italien war dieser Hebel an der P 175 und an der P 250 verbaut. Ich weiß inzwischen wie der originale ausgesehen hat. Der Nachbau wird ein Projekt für den Winter.

Laut diesem Datenblatt von Moto Guzzi wurden die PL Modelle wahlweise mit Hand- oder Fußschaltung ausgeliefert. Es gab offensichtlich immer wieder Probleme mit der Fußschaltung. Das löste natürlich auch  meine Probleme auf einen Schlag. Zudem ist der Fußschalthebel sehr hoch angebracht, sodass das Schalten etwas unbequem ist. Einen passenden Schalthebel gab es bei Valenti.

Mit den Bremsen geht es jetzt auch weiter Die alten Träger waren absolut nicht mehr zu verwenden. Es gab selbst in Novegro auf dem Oldtimer Markt keinen passenden Ersatz. Also selbst anfertigen. Eine CAD Zeichnung machte mein Sohn. Dann wurden die Einzelteile gelasert.

Ein wenig nachgearbeitet. Dann konnten sie geschweißt werden.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Neu und alt.

Das fertig gespeichte Vorderrad.

Zwei fertige Schwungscheiben. Gewuchtet und neu verchromt.

Auf die neuen Bremsbacken habe ich bei der Firma Rebi Beläge aufkleben lassen die etwas dicker sind, da ich die Bremstrommeln ja auch ausgedreht hatte.  Erst habe ich eine Aufnahme für die Bremsankerplatten gemacht und dann die Beläge auf das passende maß abgedreht.

Leider stellte sich heraus, dass der Betätigungsbolzen der hinteren Bremse zu viel Spiel in der Buchse hatte. Also musste ein neuer Bolzen angefertigt werden.

Drehen

Fräsen

Und fertig

Ich glaube, dass die Streben der Kotflügel eigentlich an den Kotflügeln fest genietet waren. Das gefällt mir aber nicht, da ich sie bei Bedarf gerne abmachen möchte. Also kommt nur schrauben in Frage . Um die Optik zu erhalten habe ich Schrauben mit einem Kopf wie eine Niete gedreht.

Hier sind die fertigen Schrauben zu sehen. Das Gewinde hat M5.  Ich werde sie mit einer Mutter festschrauben und zusätzlich eine Hutmutter verwenden damit das Gewinde gegen Schmutz geschützt ist.

Mir gefällt das Ergebnis. So hatte ich mir das vorgestellt.

Das Rücklicht ist auch schon montiert.

Ich habe zuerst versucht die Schrauben und Muttern mittels eines Kaltbrünierungsmittels zu brünieren. Das Ergebnis war allerdings nicht zufrieden stellend. Dann habe ich von einer Methode mit Rapsöl gelesen.

Zuerst werden die Teile auf 400° - 600 ° C erwärmt und dann in Rapsöl abgekühlt. 

Die Teile sehen wirklich gut aus.


Hier gibt es die ersten lackierten Teile.

Ich habe sehr lange an dem richtigen Krümmer gesucht, da ich nur die Information hatte, dass der Krümmer hinter den ersten beiden Biegungen gerade verlaufen muss. Ich dachte ich hätte wirklich alle Händler in Italien durch und hatte mich schon damit abgefunden den Krümmer anfertigen zu lassen oder selbst anzufertigen. Da erhielt ich eine Nachricht von meinen Freunden vom Motorradclub der italienischen Polizei. Ich sollte doch  mal die mitgeschickte Telefonnummer anrufen. Ich rief die Nummer an und sprach mit Herrn Calestani, der zwar auf meiner Liste stand, den ich aber irgendwie vergessen hatte. Ich schilderte ihm mein Problem und er hatte einen Krümmer. Also zusammen mit dem Auspuff bestellt. Als ich das Paket öffnete traf mich fast der Schlag. Der Krümmer hatte zusätzlich eine leichte Etage. So sollte er eigentlich nicht passen. Also Herrn Calestani angerufen. Er sagte nur:"Hast Du ihn schon montiert? Wenn nicht dann mach mal." Und siehe da, er passt perfekt.

Da hatte ich doch noch einen Schwingungsdämpfer im Regal liegen. Habe ihn kurzerhand zu einem Stopper für den Hauptständer umgebaut.

Der Sitz ist auch fertig. Da es keinen fertigen Bezug gibt, der auf dieses Untergestell passt hat mir mein Freund und gelernter Sattler Andreas  einen Sitz aus Echtleder gemacht. Ist super schön geworden. Danke.

Zu befestigen der Laschen habe ich sogenannte "Buchschrauben oder Chikagoschrauben" verwendet, da diese vo aussen die Optik einer Niete haben aber ohne Nietwerkzeug angebracht werden können.

Eine sehr schöne Zugverstellung aus Messing.